Rückbau & Recycling


hohe Kosten und Problemstoffe

Der Landesrechnungshof Rheinland-Pfalz legte diese Woche (15.02.2024) seinen Jahresbericht vor und stellt darin fest, dass die Betreiber von Windkraftanlagen oft kein oder zu wenig Geld beiseitegelegt hätten, um die Anlage später wieder abbauen zu können. Es bestehe das Risiko, dass der Steuerzahler für die Kosten in Millionenhöhe aufkommen muss. Erst seit dem Jahr 2004 sind Rückbaubürgschaften gesetzlich vorgeschrieben. Aber oft sind diese dann auch noch zu gering kalkuliert. Je nach Windradtyp, Lage und Gelände können Kosten von 700 000 Euro zusammenkommen. Die Kosten hierfür steigen stetig. Ein Windrad wird meist nach 20-30 Jahren wieder abgebaut. Nach 20 Jahren läuft die EEG-Förderung aus. Sowohl Betreiber als auch der Grundstückseigentümer haften für die Einhaltung der gesetzlichen Pflichten und die Kosten des Rückbaus. Wenn aber beide ausfallen, entstehen Kosten, die den Steuerzahler treffen.  Der Rückbau muss vollständig (inklusive Zuwegungen und Leitungen) und sollte einschließlich der Bodenversiegelung (Fundament) erfolgen.


Quelle: SWR aktuell/Abbau von Windrädern in RLP könnte Steuerzahler Millionen kosten


In den nächsten Jahren steht der Rückbau tausender alter WEA deutschlandweit an.
Im Allgemeinen werden fast 90 Prozent der zurückgebauten Bestandteile einer WEA, bezogen auf die Gesamtmasse, einem geordneten Verwertungsprozess zugeführt. 80 Prozent des Abfalls ist Beton, Stahl, Kupfer und Aluminium. Diese stellen eher kein Problem dar und finden Verwendung in der Bau- und Metallindustrie. Das Umweltbundesamt rechnet beim Rückbau jährlich mit 5,5 Mio. Tonnen Beton und 1 Million Tonnen Stahl. Des Weiteren fallen seltene Erden, Elektroschrott, Altbatterien, Verbundstoffe, Schmiermittel, Altöle und das klimaschädliche Isoliergas SF6 (Schwefelhexafluorid) an. Diese müssen aufwendig entsorgt oder recyelt werden.


Quelle: Ingenieur.de/Recycling von Windkraftanlagen: Es gibt ein Problem 10.07.2023


Rückbau des Fundaments unmöglich

Je nach Bodenbeschaffenheit und Anlage gibt es Flachgründungen (Flachfundament ca. 4 m tief, Ø 20-35 m) und Pfahlgründungen bis 40 m tief). Die Entsorgung der Fundamente treibt die Kosten für die Betreiber in die Höhe. Meist bleibt deshalb der Großteil des Betonfundaments im Boden zurück. Umweltschützer kritisieren die verbleibende Versiegelung der Böden und fordern die komplette Entfernung der Altlasten und Wiederherstellung der Bodenqualität. Regenwasser kann nicht mehr durchsickern, tiefwurzelde Bäume finden keinen Halt mehr.

 

Die Landkreise und Bauämter reagieren jedoch sehr oft flexibel und das Fundament wird nur bis zu 1-2 m unter der Erde entfernt, da somit eine landwirtschaftliche Nutzung möglich ist. Die komplette Entfernung, vor allem bei Pfahlgründungen, ist jedoch zudem mit einem großen Risiko der Grundwasserverunreinigung verbunden.

 

Der große Rückbau steht jedoch erst noch bevor. Die Anlagen werden immer grösser und die Fundamente tiefer.
Das Baugesetz zur Rückbauverpflichtung für Altfundamente wurde erst 2004 verabschiedet. Für ältere Anlagen besteht keine Rückbaupflicht der Fundamente. Für alle Windparks mit Bebauungsplan entfallen die Rückbauverpflichtungen sogar. Das führt zu unterirdischen "Fundament-Friedhöfen" und langfristigen Versiegelungen. Oft bleiben die Kosten dafür auch an den Gemeinden und damit am Steuerzahler hängen.


Quelle:
Weser Kurier, Fundamente ausgedienter Windräder bleiben oft im Boden stecken 2018
BUND Kurzinfo, Rückbau von Windenergieanlagen / Fundamente


Recycling der Rotorblätter ein Problem – Tonnenweise Sondermüll

Ab 2024 werden jährlich bis zu 70 000 Tonnen alte Rotorblätter anfallen. Diese stellen das Hauptproblem dar, weil sie u.a. aus Verbundkunstoffen wie Carbonfasern (CFK) oder Glasfasern (GFK) bestehen. Zum einen besteht für diese Art Kunststoff seit 2005 ein Verbot, sie auf Mülldeponien zu vernichten. Zum anderen, es ist sehr kompliziert, diese Faserstoffe zu trennen – es erfordert einen großen technischen Aufwand.

Die Größe und Länge der Rotorblätter stellt ein zusätzliches Problem dar. Bei älteren Baureihen kann ein einzelner Rotorflügel bis zu 50 Meter lang sein und bis zu 25 Tonnen wiegen. Die Rotordurchmesser bei den heute üblichen Onshore-Anlagen liegen etwa zwischen 60 und 90 Meter mit Trend zu größeren Durchmessern bis etwa in den Bereich von 120-130 Metern. Nach deren Demontage müssen sie vor Ort erst einmal zersägt oder zerbrochen werden.

Die dabei entstehenden Stäube und Fasern (ähnlich Asbest) sind eine Gefahr für Mensch und Umwelt. Daher erfolgt dies unter Wassernebel oder Einhausungen. Danach wird CFK-Abfall in eine Art Zwischenlager gebracht, für wie lange ist unklar. GFK-Abfälle können inzwischen zumindest bei der Zementherstellung genutzt werden – der enthaltene Kunststoff als Brennstoff, die mineralische Faser als Bestandteil des entstehenden Zements. Jedoch ist der Anteil der diesem Prozess zugeführten Blätter noch gering. Viele Rotorblätter werden einfach – wie unser Müll – ins Ausland verkauft. Wo der landet wissen ja die Meisten von uns.

Quelle:

Ingenieur.de/Recycling von Windkraftanlagen: Es gibt ein Problem
Agrarheute.de/Windräder: Rückbau bringt Riesenprobleme
Spiegel.de/Rotorblätter mit Recyclingproblem

 

 

Aktuelle Probleme der Wirtschaftlichkeit und des Rückbaus, sowie eine Zukunftsvision

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